„Wir dürfen die Betroffenen nicht alleine lassen und es braucht viele Stellen, um das Krankheitsbild erforschen, erkennen und effektiver behandeln zu können“, betonte Stolz. Teilweise sei die Diagnose schwierig und langwierig, teils müsse das Krankheitsbild noch besser erforscht werden: Außerdem fehle zu oft noch das Verständnis für die erkrankten Menschen in der Gesellschaft. „Long-COVID bzw. ME/CFS ist auch ein Thema der Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft. Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis für ein so vielschichtiges Krankheitsbild. Die Menschen mit ihren Einzelschicksalen dürfen nicht stigmatisiert werden“, forderte Stolz. Die Antworten auf diese Erkrankung seien auf „verschiedenen Schultern“ zu tragen.
Ein wichtiger Baustein ist die Post-COVID-Koordinierungsstelle am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). „Sie wurde letztes und auch in diesem Jahr vom Hessischen Gesundheitsministerium mit jeweils 145.000 Euro gefördert. Ziel ist nicht nur, die Versorgung zu verbessern, sondern auch wissenschaftliche Analysen im Bereich der Versorgungsforschung voranzubringen. Damit schaffen wir die Grundlage, vorhandene Ressourcen gezielt und wirksam einzusetzen“, erläuterte Stolz.
Hessen unterstützt Erprobung eines neuen Modells mit weiteren rund 500.000 Euro
„Ich bin sehr froh, dass es uns in einer sehr fordernden Haushaltslage gelungen ist, die Erprobung eines neuen Versorgungskonzeptes bei Long-COVID-Syndrom unterstützen zu können. In 2026 werden wir im Lahn-Dill Kreis das Projekt AmRe-LoCO (Digital unterstützte ambulant-medizinische Rehabilitation bei Long-COVID-Syndrom) mit weiteren rund 500.000 (476.561,50) Euro unterstützen können“, so die Gesundheitsministerin.
Das Konzept verbindet verschiedene Elemente: Therapien vor Ort, digitale Angebote und eine enge wissenschaftliche Begleitung. Zu den Bausteinen gehören Physio- und Psychotherapie, Reha-Sport und Selbsthilfegruppen. Ergänzt wird dies durch digitale Module wie Bewegungsübungen, Entspannungsstrategien, Kognitionstraining und Video-Sprechstunden. Alles läuft über eine Telemedizin-Plattform. Hierdurch wird für die Betroffenen eine flexible Nutzung ermöglicht – auch und gerade von zu Hause. Begleitet werden die Patientinnen und Patienten von Lotsen, die sie beraten und durch das Programm führen. Hausärztinnen und Hausärzte erhalten Schulungen, damit sie Long-COVID schneller erkennen und ihre Patientinnen und Patienten gezielt unterstützen können. Bis einschließlich 2025 wurde AmRe-LoCO vom HMFG bereits mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert.
Stolz unterstrich, dass bei allen Anstrengungen eines klar sei: „Wir brauchen wissenschaftliche Erkenntnisse. Das ist die Basis, von der aus sich die Expertinnen und Experten sowie Medizinerinnen und Mediziner für die Menschen erfolgreich einbringen können.“ Aktuell hat das Bundesgesundheitsministerium einen Förderschwerpunkt zum Thema „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“ eingerichtet. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat zudem eine neue Richtlinie beschlossen, um die Versorgung von Long-COVID und ME/CFS-Betroffenen zu verbessern.
„Wir dürfen die Betroffenen nicht alleine lassen. Schritt für Schritt wird in den unterschiedlichen Bereichen an einer Verbesserung der Situation für die Betroffenen gearbeitet. Das gilt für Versorgung, Forschung und Information“, so Stolz abschließend.