Psychische Gesundheit definiert
Die Weltgesundheitsorganisation WHO (2014) definiert psychische Gesundheit als einen Zustand, in dem Menschen:
- ihre Fähigkeiten und Potentiale nutzen können,
- die normalen Lebensbelastungen bewältigen können,
- produktiv und sinnstiftend tätig sein können und
- etwas zur Gemeinschaft beitragen können.
Die psychische Gesundheit von Menschen schwankt jedoch. Sie kann von stabil über belastet bis hin zu krank reichen. Sowohl biologische oder biographische Faktoren, aber auch besondere Belastungen, können zu der Entstehung psychischer Krankheiten führen, zudem sind meist mehrere dieser Risikofaktoren gegeben.
Kein Mensch ist gänzlich krankheitsresistent. Manche Menschen reagieren empfindsamer auf belastende Ereignisse als andere, sie sind verwundbarer. Jedoch gibt es auch bei sehr widerstandfähigen Menschen eine Belastbarkeitsschwelle. Wenn diese überschritten wird, kann es zu Krankheitssymptomen kommen.
Psychische Erkrankungen können in jeder Lebensphase auftreten
Psychische Erkrankungen können in jeder Lebensphase auftreten. Kritisch sind Übergangsphasen, wie Pubertät, Elternschaft, Berufswechsel oder Ähnliches. Gefährdet sind auch Menschen, die sich dauerhaft in einer überfordernden Situation befinden. Dazu gehören pflegende Angehörige und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Psychische Erkrankungen sind weitverbreitet. Das aktuelle Factsheet der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde zeigt, dass in Deutschland jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung direkt oder indirekt von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen. Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählen in Deutschland Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen wie Depression (9,8 %) und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum (5,7 %). Damit treten psychische Störungen genauso häufig auf wie andere Volkskrankheiten, etwa Bluthochdruck. Beinahe die Hälfte aller Betroffenen weist mehr als eine Erkrankung auf (vgl. https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/3067cbcf50e837c89e2e9307cecea8cc901f6da8/DGPPN_Factsheet_Kennzahlen.pdfÖffnet sich in einem neuen Fenster).
Psychische Erkrankungen sind gut behandelbar
Psychische Erkrankungen sind heute gut behandelbar. Je früher die Behandlung einsetzt, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Obwohl psychischen Krankheiten relativ häufig auftreten sind ihnen gegenüber in der Gesellschaft bedauerlicherweise noch immer Vorbehalte verbreitet. Dies behindert oft einen frühen Behandlungsbeginn.
Die Behandlung psychiatrischer Krankheitsbilder setzt sich je nach Art und Schwere aus therapeutischen, medikamentösen und pflegerischen Elementen zusammen. Wie bei jeder anderen Krankheit auch, bedeutet das Auftreten einer psychischen Erkrankung nicht, lebenslang darunter zu leiden.
Es gibt jedoch Krankheitsbilder und -phasen, die eine intensive Unterstützung über einen längeren Zeitraum oder wiederholt erforderlich machen. Hierfür gibt es ein gut ausgebautes Versorgungssystem, das miteinander verzahnt ist.
Psychiatrischen Hilfen setzen sich aus unterschiedlichen Bausteinen zusammen
Die psychiatrischen Hilfen setzen sich aus unterschiedlichen Bausteinen, wie medizinische und psychotherapeutische Behandlung, psychosoziale Betreuung, alltagspraktische Unterstützung, Teilhabeleistungen der Eingliederungshilfe, niedrigschwellige Beratung und Selbsthilfe zusammen und werden auf Grundlage mehrerer Sozialgesetzbücher (SGB) erbracht.
Dabei sind die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention und das Behindertengleichstellungsgesetz zu beachten.